Sektion 4                                                                    Abstracts (siehe unten)
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Leitung:

Lara Brück-Pamplona / Alexandre Martins (Köln)
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Illusorische Wirklichkeiten: Repräsentationen und Konstruktionen des Realen 

Die vielfältige und komplexe Dimension lusophoner Kulturräume umfasst höchst differente kulturelle und künstlerische Erscheinungsformen. Selbst das Lusophonie-Konzept ist teils historisch umstritten und oft verallgemeinernd. Vor dem Hintergrund einer facettenreichen Diversität steht der Aspekt der Einheit in der Vielfalt häufig im Mittelpunkt. Dabei bemühen sich die lusophonen Länder stetig um die "(Neu-)Entdeckung" der eigenen Kulturen, was sich insbesondere durch die Problematisierung der Vergangenheit gestaltet. Nicht zuletzt gelten diese
Bemühungen auch der Repräsentation der Gegenwart sowie der Konstruktion einer utopischen Zukunft.

In der heutigen literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskussion spielen die Ideen von Repräsentation und Konstruktion eine überaus bedeutende Rolle. Bereits durch das aristotelische Konzept der Mimesis zeigte sich eine verbindliche Erwartung an das Literarische, sich durch den Wahrheitsanspruch zu legitimieren. In diesem Sinne sollte Literatur die Wirklichkeit repräsentieren, d.h. bildlich darstellen, vergegenwärtigen, veranschaulichen oder nachahmen. Allerdings lässt sich insofern ein Paradox beobachten, als dass Literatur in der Regel nicht ohne die Verankerung im Fiktionalen und somit in einer konstruierten (eigenen) Realität zu denken ist.

Durch den Begriff der Illusion wird das Täuschungsvermögen von Literatur deutlich, indem ihr schöpferisches Potenzial, eine spezifische Realität zu konstruieren, in den Vordergrund gerückt wird. Selbst der Anspruch bestimmter literarischer Bewegungen, durch die Darstellung von kulturellen Traditionen und Lebensverhältnissen eine authentische Nationalliteratur zu schaffen, kann nicht ohne Rücksicht auf die Problematik subjektiver Interpretationen betrachtet werden.
Die Sektion setzt sich mit Repräsentationen des Realen auseinander und macht sich zur Aufgabe, den verschiedenen Formen der Darstellung und Herstellung von Wirklichkeiten nachzugehen. Sie fokussiert vorwiegend das literarische Feld lusophoner Prägung, ist jedoch im Sinne einer kulturwissenschaftlichen Ausrichtung auch anderen Kunstformen und medialen Phänomenen offen. So können sich die Beiträge beispielsweise an folgenden Perspektiven orientieren:

• das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit, z.B. als Debatte in Philosophie und Literaturtheorie;
• der Repräsentationsanspruch von Realismen, z.B. bei Eça de Queirós, Machado de Assis u.a.; Literatur zwischen Wahrhaftigkeitsanspruch und Realitätsflucht, z.B. historische Romane, Surrealismus
• arte pura vs. arte comprometida, z.B. Ästhetizismus, Protest, Zensur u.a.;
• Offizialität vs. Marginalität;
• Gewaltästhetik;
• Identitäts- und Alteritätsdiskurse;
• genderorientierte Perspektiven in Literatur und Medien;
• Geschichte und Geschichten – literarische Verarbeitungen des Historischen;
• Reiseberichte;
• crônicas zwischen Literatur und Journalismus



Teilnehmer:


Claudius Armbruster (Köln): «Euclides da Cunha zwischen Realität und Fiktion»

Albert von Brunn (Zürich): «Joseph Conrad in Brasilien»

Délia Cambeiro (Rio de Janeiro): «Reflexões sobre fanatismo e violência em Ilustrísima e Os mortos daquel verán do escritor galego Carlos Casares»

Marina Corrêa (Wien): «Do Ufanismo à Brasilidade: Recursos midiáticos de incursão ao imaginário popular durante a transição da ditadura militar para a democracia»

Claudia Cuadra (Frankfurt): «Wirklichkeitskonstruktion in Apenas uma narrativa von António Pedro. Eine Reise vom Bild zum Wort»

Marga Graf (Aachen): «Realismus und Fiktion bei Saramago (Ensaio sobre a Lucidez) und Ruy Tapioca  (Admirável Brasil novo

Susanne Hartwig (Passau): «Dramatização da realidade: o romance entre historiografia e guia turístico»

José Manuel López (Galicia): «Diálogos interrompidos desde a consciência planetária»

Maria de Lurdes Neves Godinho (Leiria): «A Imagem da Europa vs. a Representação (utópica) de Portugal nos relatos de viagem e fotografias de Annemarie Schwarzenbach»

Magali dos Santos Moura (Rio de Janeiro): «Os pactários logrados: a mulher, o diabo e o perdão. Variações sobre o tema do pacto em literaturas de expressão portuguesa e alemã»

Helmut Siepmann (Köln): «Zwischenwelten bei Agualusa»

Fabio Mario da Silva (Évora): «"Descanonizando” uma poetisa-dramaturga: o caso de Virgínia Victorino, a “musa do soneto”»

Margarida de Souza Neves (Rio de Janeiro): «Luís da Câmara Cascudo: Um moderno descobridor do Brasil?»

Erica Schlude Wels (Rio de Janeiro): «Todas as cores do inferno: a temática criminal e a cidade na obra de Patrícia Melo»

Lydia Schmuck (Basel): «Europa als Projektionsraum nationaler Ideen. Heterotopien der portugiesischen Essayliteratur des 20. Jahrhunderts»

Carola Schulz (Köln): «Grande Sertão – Veredas aus Sicht der Queer Theory»



Abstracts


Claudius Armbruster (Köln)

Euclides da Cunha zwischen Realität und Fiktio
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In Os Sertões bewegt sich Euclides da Cunha von der fast rassistischen Ablehnung der „Anderen“ bis zum Verständnis der Sertanejos. Für die Brasilianer, die sich mit der Frage beschäftigen, was eigentlich Brasilien ist, hat er früh den Blick auf die Alterität und die Diversität, die Hybridität des Landes und seiner Menschen gerichtet und am Sinn der Gewalt gegenüber dem Anderen und den Anderen zu zweifeln begonnen.
Die Wirkung des 1902 erschienenen Buches führt zu einem weiteren Phänomen diskursiver Ambivalenz in Brasilien, zur Favela. Aus all den frühen Beschreibungen der Favela bei João do Rio, Luiz Edmundo und anderen spricht die Mischung aus Staunen, Faszination und Abscheu im Angesicht einer fremden Welt mitten in der eigenen Nation. Denn nun ist der Sertão als Symbol der Fremde, der Wildnis, des Anderen mitten in der Hauptstadt der Belle Epoque eingezogen. Die Beschreibungsmodelle für die Wilden und Anderen, die ja auch Brasilianer sind und waren, gleichen sich im Fall von Canudos im Sertão Bahias und der Favelas im Herzen Rio de Janeiros. Bis in die Gegenwart hallen in Buchtiteln wie „Cidade Partida“ von Zuenir Ventura die Diskurse von Euclides nach und stellen die Frage nach Exclusion und Inclusion in Brasilien.




Albert von Brunn (Zürich)

Joseph Conrad in Brasilien

Joseph Conrad (1857-1924), polnisch-britischer Schriftsteller und Seefahrer, gehört zu den prägenden Autoren des 20. Jahrhunderts. In seinem Roman Nostromo schildert er die Verwandlung des imaginären Städtchens Sulaco in eine Kolonialstadt des 19. Jahrhunderts, Hauptstadt einer Bananenrepublik mit ihren Monumenten, Ritualen und Wahrzeichen, die jedoch nichts anderes sind als eine pietätvolle Fassade, denn Sulaco ist ein Vorposten des Kapitalismus in der Karibik. Das lateinamerikanische Abenteuer des Joseph Conrad findet jedoch nicht im luftleeren Raum statt. Er hat einen prominenten Gesprächspartner im schottischen Aristokraten Robert Bontine Cunninghame Graham (1852-1936), der von Spaniern abstammt und schon als junger Mann nach Südamerika reist, um dort allerlei Abenteuer zu erleben. Bleibt die Frage: wie kommt ein polnischer Aristokrat dazu, eine südamerikanische Republik zu erfinden, in der sich Generationen von Schriftstellern wieder erkennen? Dies am Beispiel Brasiliens aufzuzeigen, ist das Ziel meines Referats.
Im Zentrum stehen dabei zwei Autoren, Antonio Callado (1917-1997) mit seinem Roman Die Expedition Montaigne (1982) und Milton Hatoum (*1952) mit der Erzählung Die Waisen des Eldorado (2008). Beide Texte sind eine Hommage an Joseph Conrad und stehen im Wechselspiel mit Heart of Darkness (1899), respektive The End of the Tether (1902). Joseph Conrad liefert das Vorbild für eine illusionslose  Standortbestimmung brasilianischer Autoren am Ende des 20. Jahrhunderts nach dem Schiffbruch aller sozialen Utopien.




Délia Cambeiro (Rio de Janeiro)

Reflexões sobre fanatismo e violência em Ilustrísima e Os mortos daquel verán do escritor galego Carlos Casares


Antes da separação entre o galego e o português iniciada com a independência de Portugal (1185) havia, historicamente, o tronco cumum galego-português, formado a partir do século IX, na antiga província romana da Gallæcia. Ao período áureo da lírica trovadoresca medieval, seguiu-se longo silêncio devido ao domínio político de Castela sobre a Galiza. Já nos séculos XIX-XX, a recuperação do idioma, ou melhor, o rexurdimento do galego como língua culta, abriria o campo literário para que, entre as duas Guerras Mundiais, vários nomes se destacassem, dentre estes citamos o do galego Carlos Casares (1941-2002). Se as primeiras obras de Casares foram incluídas pela crítica – não sem uma certa resistência do escritor – no movimento da Nova Narrativa Galega (N.N.G.), compreendido entre 1954 e 1980, por apresentarem fortes marcas de renovação formal, seus textos alcançariam, porém, outras técnicas e novos enfoques. Os romances Ilustrísima (1980) e Os mortos daquel verán (1987) corresponderiam, então, à segunda fase de Casares, em que se desenvolvem temas, tais como, o fanatismo e a intransigência religiosas, também a violência do poder político.
Este trabalho, em perspectiva comparada, visa à reflexão sobre a denúncia do fanatismo e da violência nas citadas obras, exemplos de novos instantes poéticos na representação e na (re)construção da identidade galega.




Marina Corrêa (Wien)

Do Ufanismo à Brasilidade: Recursos midiáticos de incursão ao imaginário popular durante a transição da ditadura militar para a democracia


Esta comunicação pretende discutir a instrumentalização dos conceitos ufanismo e brasilidade na mídia em períodos da ditadura e da subseqüente democracia no Brasil de 1964 até os dias de hoje. Encontra-se na brasilidade uma atualização do ufanismo? Uma verificação histórica na definição do primeiro termo indicaria, na denotação do segundo, a sua extensão? Enquanto o ufanismo está maiormente ligado às ditaduras, a brasilidade ganhará maior espaço na sociedade democrática: O que se pretende analisar, através de alguns exemplos de propaganda em meios de comunicação de massas, é o tipo de input que se busca inculcar através de símbolos, discursos e até representação de hábitos no imaginário do/da brasileiro/a. A crítica a este procedimento, manifestada por meios de menor acesso e, em sua expressão muitas vezes ininteligíveis para o grande público, encerram o quadro deste estudo: um reflexo de uma disputa díspar entre duas forças: a de manipulação e a de esclarecimento. Pierre Bourdieu nos oferece em La distinction (1979), um panorama teórico da mesma época do corpus aqui estabelecido e nos oferece, assim, um status quo sociológico. A rádio será o meio em cuja programação serão investigadas as distinções do imaginário brasileiro e sua manipulação. O ato corretivo por seus críticos será estudado nos meios de comunicação alternativos,  tais como as rádios independentes e afins. Os critérios de análise midial e de discurso serão utilizados nos estudos das várias categorias de texto, constitutivos do corpus: o formato e a linguagem do discurso político formatado para a rádio (Ex. “Hora do Brasil”), os programas radiofônicos de educação e entretenimento (Radio-Novela e ...) e por fim, a publicidade.




Claudia Cuadra (Frankfurt)

Wirklichkeitskonstruktion in Apenas uma narrativa von António Pedro. Eine Reise vom Bild zum Wort

Nicht zufällig bildet die Romangattung ein Angriffszentrum der Surrealisten, steht sie doch paradigmatisch für die realistische Auffassung, dass die Bestimmung von Literatur in der Abbildungsfunktion liegt. Seit dem 20. Jahrhundert wird von unterschiedlichsten Seiten der Versuch unternommen, die Gattungskategorien neu zu besetzen und in diesem Zusammenhang alternative Romankonzeptionen zu entwickeln, die auf dem Autonomiegedanke der Kunst basieren. Dieses Bemühen um eine Neubesetzung der Gattungskategorien charakterisiert auch das Werk des portugiesischen Autors António Pedro und gibt Anlass zum Thema dieser Untersuchung: der Frage nach der Wirklichkeitskonstruktion in Pedros Roman Apenas uma narrativa aus dem Jahr 1942, der als der erste surrealistische Roman Portugals gilt. Diese Fragestellung möchte ich anhand des Motivs der Reise behandeln. Dieses Vorgehen bietet sich deshalb an, weil Reise sich immer auf ein Ich bezieht, das Wirklichkeit erlebt und diese im Moment des Schreibens sprachlich transformiert. Der Akt des Erzählens ist immer schon ein Konstruieren sprachlicher Wirklichkeit, die gewöhnlich mit dem Begriff Fiktion von der gegebenen Wirklichkeit abgegrenzt wird.
Zur Beantwortung der Frage gehe ich in drei Schritten vor: Zunächst werde ich kurz den Roman vorstellen und in den surrealistischen Kontext einbetten. Im zweiten Teil soll der Stellenwert des Reisemotivs für den Roman auf der inhaltlichen und formalen Ebene herausgearbeitet werden. Den Ausgangspunkt bildet die surrealistische Zielsetzung, den herkömmlichen Realitätsbegriff mittels der Kunst zu überwinden zugunsten einer sogenannten „absoluten Realität“ oder „Surrealität“. Diese Untersuchung wird zeigen, dass im Fall von Pedro eine Umgewichtung der Zielsetzung stattfindet. Die von den Surrealisten anvisierte Integration des Unbewussten und des Imaginären in die Wirklichkeitsauffassung verbindet sich bei ihm mit einer poetologischen Reflexion insbesondere der Verflechtung von Wort und Bild. Abschließend sollen die Konsequenzen aus dem Dargelegten herausgearbeitet und auf das Reisemotiv bezogen werden: Inwieweit fungiert Reise als Metapher für die im Roman ausgedrückte Wirklichkeitskonstruktion?




Marga Graf (Aachen)

Realismus und Fiktion bei Saramago (Ensaio sobre a Lucidez) und Ruy Tapioca (Admirável Brasil novo)


Beide Romane lassen sich dem Bereich der fiktionalen Dokumentation zuordnen. Bei Ruy Tapioca mit direktem Bezug auf seine Heimat Brasilien, bei José Saramago mit Sicht auf ein beliebiges Land.  Wobei sich bei Saramago aus seiner Position eines seit 1961 politisch und sozial engagierter Kommunisten/Sozialisten heraus – im Hinblick auf seine kritische Haltung während der Diktatur Salazars, ebenso wie nach der Nelkenrevolution 1974 – durchaus auch ein Bezug zu Portugal herstellen lässt. Beide Autoren, José Saramago, geboren 1922 (gestorben 2010) ebenso wie Ruy Tapioca, Jahrgang 1947, sind mit ihrm Romanwerk erst in reiferen Jahren an die Öffentlichkeit getreten: Saramago 1977 mit 55 Jahren mit der Veröffentlichung seines Romans Manual de Pintura e Caligrafia, Ruy Tapioca, als er bereits die 40 überschritten hatte, mit seinem Roman A República dos Bugres. Beiden gemeinsam ist in den hier zur Analyse ausgesuchten Romanen – Ensaio sobre a Lucidez, Admirável Brasil Novo – ihre kritisch-pessimistische Sicht moderner Gesellschafts-strukturen. Ein Skeptizismus, der,  eingebunden in die Handlung und die handelnden Personen und mit Blick auf die Machenschaften in den miteinander konkurrierenden Kreisen der Regierenden und Parteien in ihrem Bemühen, sich mit allen Mitteln die Bevölkerung gefügig zu machen, einen durchaus nachzuvollziehenden politischen und gesellschaftlichen Realismus offenbart. Ein  Realismus, der im Roman Tapiocas durch den Faktor Umweltverschmutzung als ein die Gesellschaft bedrohendes Element,  jetzt und auf das Jahr 2045 reflektiert, zusätzlich einen besonders aktuellen Bezug erhält. Beide Autoren bedienen sich in ihren Werken im Hinblick auf das historische, gesellschaftliche und politische Umfeld, das den Handlungsrahmen bestimmt,  fiktionaler Elemente, aus denen sich jedoch mühelos die Nähe zu realen Problemen, die die modernen Gesellschaften heute bewegen und ihre Zukunft beeinflussen können, ableiten lassen. In beiden Romanen entwickeln die Autoren im Endeffekt, bewusst und überzeugt, ein pessimistisches Gesellschafts- und Menschenbild, das die Vision einer positiven Entwicklung der Völker aus gewonnenen Einsichten und Erfahrungen vor allem in den Rängen der Regierenden zur Illusion erstarren lässt.



Susanne Hartwig (Passau)

Dramatização da realidade: o romance entre historiografia e guia turístico


A presente contribuição estuda a possibilidade do romance transmitir a realidade contando histórias e dramatizando os fatos. O romance que se apresenta como um relato de viagem dramatizado por um enigma se situa entre a representação e a construção: representação porque se refere a algo que existe também fora do ato de narrar, contrução porque o ato de narrar impõe uma ordem ao narrado e manipula assim a realidade. Narrar uma história que engloba informações sobre a História e a cultura de um país quase como um guia turístico insere uma nova luz sobre a palavra historiografia: escrever a História equivale dramatizá-la porque a realidade em si não é dramática, são nossas histórias que lhe conferem dramatismo. Se elaborarão teses sobre a função da ficção num contexto realista através de vários romances do autor carioca Bernardo Carvalho: Mongólia (2003), O sol se põe em São Paulo (2007), O Filho da Mãe (2009) e, como contraste, Os bêbados e os sonâmbulos (1996).



José Manuel López (Galicia)

Diálogos interrompidos desde a consciência planetária

Um dos temas centrais da literatura e do teatro contemporâneo universal é redefinir a experiência temporal, para isso um recurso fundamental é a descontinuidade no que se conta, do narrado, com recursos que alteram a linearidade diegética. A realidade já não é o que era, porque pode ser modificada, mutada, e agredida. Deixando-se influir em determinados casos pelo romance ou mesmo pela poesia, bem pela amplificação da descontinuidade ou ruptura da linearidade, com a intenção clara de comunicar uma mensagem enquanto meio em si, a comunicação e o seu modo de levá-la à prática define um modo de ser e de se apresentar a ação dramática em Abel Neves. Assim sendo, a versatilidade cénica é a pedra de toque de uma pós-dramaturgia, com conexões ainda susceptíveis de serem criadas entre as peças formantes de Além as Estrelas.... Neves soube manter-se entre os dois últimos grandes paradigmas da concepção teatral, do dramático ao posdramático.”



Maria de Lurdes Neves Godinho (Leiria)

A Imagem da Europa vs. a Representação (utópica) de Portugal nos relatos de viagem e fotografias de Annemarie Schwarzenbach


Quando Fernando Pessoa, na sua Mensagem,  anuncia “cumpriu-se o Mar e o Império se desfez, Senhor, falta cumprir-se Portugal”, o poeta manifesta o desejo de um novo protagonismo para Portugal no Mundo, a busca utópica de um sentido para o destino histórico-mítico de Portugal. Parafraseando Eduardo Lourenço, parece, pois, que “querer ser português é pouco para portugueses. A vocação do povo português é essencialmente cosmopolita” (cf. O Labirinto da Saudade, 1992:111). Ora, o facto de Portugal haver sido actor histórico privilegiado da aventura mundial europeia leva o país a um “mito interior”, feito de uma “euforia mítica” (Lourenço, Nós e a Europa ou as duas razões, 1994:11).
A “vocação” europeia, ainda segundo Eduardo Lourenço, “é a errância e […] a errância manifestou [-se] sempre por um gosto da disputa, da dúvida, da curiosidade […] ( 1994:77).
Se há palavra que melhor caracteriza a vida e obra da escritora e fotojornalista suíça Annnemarie Schwarzenbach (1908-1942) é, sem dúvida, “a errância”. Assim, ao longo da sua breve vida, assistimos ao deambular errático da escritora por Paris e Berlim e, dada a ascensão de Hitler ao poder em 1933, pelos Pirenéus espanhóis, viajando seguidamente pelo Médio Oriente, para realizar em 1936-37, nos EUA, foto-reportagens muito críticas acerca das duras condições encontradas nos Estados do Sul; no início dos anos 40 viverá em África, deslocando-se regularmente à sua amada Europa e a Sils (sua morada na Suíça), onde falecerá prematuramente aos 34 anos.
A busca de liberdade levá-la-á a assumir uma atitude de declarado anti-nazismo e antifascismo, tornando-se a sua voz mais dura, à medida que a repressão nacional-socialista se expande pela Europa. Assim, surgem artigos muitos críticos, publicados em jornais helvéticos, como “Kleine Begegnungen in Deutschland” (1937), “Kleine Begegnungen in Danzig” (1937), “Fahrt durch das ‘befreite’ Ösrerreich” (1938) ou ainda o recém-publicado texto inglês “Austria awaits another liberator?” (2010), nos quais a autora critica a ocupação nazi.
Em 1941-42, detém-se brevemente no Portugal salazarista, também aqui escrevendo artigos, acompanhados de fotos, que serão maioritariamente publicados em jornais helvéticos. A imagem veiculada deste país periférico, longe do nazismo e da guerra que avassalava a “outra” Europa, revela-se idílica, enaltecendo a fotojornalista o país luso, rural e pacífico. Assim, os textos “Offener Himmel über Lissabon”, “Wiedersehen mit Portugal”, “Sparziergang in Portugal”, “Sonniges, herbes Portugal”, representando Portugal, numa “euforia mítica”, ao salientar a história e um certo bucolismo no presente, revelam uma Annemarie Schwarzenbach ambivalente na forma como julga os regimes ditatoriais europeus e o salazarista. Este paradoxo torna-se compreensível, se tivermos em mente que à autora são fornecidos materiais, de acordo com a imagem eufórica do Portugal que o Estado Novo pretendia disseminar  pelo Mundo.



Magali dos Santos Moura (Rio de Janeiro)

Os pactários logrados: a mulher, o diabo e o perdão. Variações sobre o tema do pacto em literaturas de expressão portuguesa e alemã


As fabulações em torno do mote do pacto se inserem em um constructo baseado em sistemas simbólicos, nos quais se articulam de forma intercalada o real e o imaginário. Através da tênue fronteira entre o mundo imaginado e o mundo legitimado como verdadeiro pelos cinco sentidos são construídas histórias que de forma recorrente servem de alicerce para a edificação de modos de ser e estar no mundo. Desta forma, também de forma sutil mesclam-se os discursos religiosos e ideológicos que através da análise destas tramas revelam características não só de uma determinada sociedade, como também de uma época. Intenta-se neste trabalho discutir, através da temática do duelo ancestral do bem contra o mal, o papel das narrativas como forma de expressão de determinadas realidades e assim discutir a fronteira entre o permanente e o transitório. Serão enfocados alguns exemplos de narrativas de origem popular, assim como obras pertencentes ao acervo da literatura de expressão portuguesa e alemã, cujo centro de fabulação gira em torno do tema do homem que assina um pacto com um ser pertencente à esfera do mal e a possibilidade de logro ou perdão.



Helmut Siepmann (Köln)

Zwischenwelten bei Agualusa


Der fiktionale Raum besteht aus Welten mit unterschiedlichen Realitätsgehalten. Agualusa zeigt, wie sehr illusorische Welten die Realität der fiktionalen Figuren bestimmen. Hinzu kommt eine erzählerische Metaebene, die mit ihrer distanzieren¬den Wirkung für eine zusätzliche Spannung sorgt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Roman Barroco tropical.



Fabio Mario da Silva (Évora)

"Descanonizando” uma poetisa-dramaturga: o caso de Virgínia Victorino, a “musa do soneto”

Virgínia Victorino, poetisa e dramaturga, teve um sucesso enorme, tanto editorial, quanto de encenação de suas peças, na sociedade portuguesa (lisboeta), do começo do século XX. Entretanto, com o passar dos anos, e depois de várias reedições de sua obra em vida, a autora deixa, depois de sua morte, de ser aclamada, lembrada. O que nos chama a atenção é que Victorino tornou-se quase esquecida, revertendo a sua produção literária para o âmbito de uma desvalorização, ou de um “descânone”. Nosso objetivo é perceber, através de leituras dos jornais da época, o percurso único de uma mulher escritora portuguesa que foi a primeira do começo do século XX que obteve um sucesso que ultrapassou os limites nacionais, chegando até a ser lembrada em vários outros países, mas que deixou de ser uma referência de literatura “oficial” para se tornar uma literatura “marginal”.



Margarida de Souza Neves (Rio de Janeiro)

Luís da Câmara Cascudo: Um moderno descobridor do Brasil?


Tarefa recorrente entre os intelectuais brasileiros de todos os tempos, a busca da identidade do Brasil e dos brasileiros parece reeditar, no plano do simbólico, a saga dos primeiros navegadores que aportaram em terras que, séculos mais tarde, se tornariam um país-continente.  Assim como os primeiros descobridores, que se aventuraram a cruzar o mar oceano em suas frágeis caravelas e buscaram nomear, descrever, mapear e dar a conhecer o território desconhecido, os homens e mulheres de letras e do pensamento brasileiros não cessam de buscar, com os igualmente frágeis instrumentos de seu engenho e arte, decifrar o enigma do que é o Brasil e do que são os brasileiros.  Entre eles, destacam-se os artistas e escritores modernistas.
Essa comunicação tem por objetivo discutir o significado da obra de Luis da Câmara Cascudo, escritor polígrafo que publicou numerosos livros de história, folclore, memorialística, crônica, ficção, poesia e ensaística.  Cascudo foi também um modernista excêntrico, tanto por fugir voluntariamente dos grandes centros de produção intelectual de seu tempo e autodefinir-se como um “provinciano incurável”, fortemente ancorado no Rio Grande do Norte, quanto por seguir caminhos intelectuais distintos e não poucas vezes divergentes daqueles trilhados por boa parte dos modernistas brasileiros.
A relação de íntima colaboração, as divergências e, por fim, o rompimento entre Câmara Cascudo e Mario de Andrade permitem esboçar as diferenças e as convergências entre os mapas simbólicos traçados por esses dois intelectuais que buscaram, cada um a seu modo, conhecer e dar a conhecer o Brasil. 



Erica Schlude Wels (Rio de Janeiro)

Todas as cores do inferno: a temática criminal e a cidade na obra de Patrícia Melo


A periferia, a favela e até bairros de classe alta na metrópole de São Paulo compõem o universo ficcional policial-urbano da escritora paulista Patrícia Melo. Autora das obras Acqua toffana (1994), O matador (1995), O elogio da mentira (1998), Inferno (2001), Valsa negra (2003), Mundo perdido (2006), Jonas, o copromanta (2008) e Ladrão de cadáveres (2010), além das peças Duas Mulheres e um Cadáver, O rim A caixa, Patrícia Melo é a dama de negro da literatura atual brasileira. A cidade é, nos romances de Patrícia Melo, o locus de uma ordem controladora, porém cada vez mais labiríntica. Polis Perversa, como no aclamado romance Inferno, ganhador do Prêmio Jabuti, associada à ruína da sociabilidade e da fragmentação. A influência do mestre Rubem Fonseca é óbvia, a ponto da escritora utilizar o próprio autor como personagem obsessivamente perseguido pelo protagonista, em Jonas, o copromanta. A marca de Fonseca se afirma na agilidade da narrativa da escritora, um dos seus maiores méritos literários, na plasticidade da violência que flerta com a técnica cinematográfica, na erotização e no talento em descrever a ética de um mundo cão, chocante e real.
O impulso para matar, nos textos de Melo é associado ao conceito de “violência simbólica”, como descrito por Pierre Bordieu: mata-se aquilo que nao se comprrende; mata-se em busca de status, paixão, desejo sexual, fragmentos de uma ótica masculina dominadora, porém em franco declínio, diante do elemento feminino que ganha cada vez mais espaço na sociedade e do advento de um novo paradigma, no qual minorias ocupam e reivindicam cada vez mais seu espaço. O grotesco, o ciúme, a traição, as mais diversas baixezas, além das mazelas sociais, colorem as páginas dessa escritora brasileira em fortes tons. A presenta comunicação destina-se a traçar um breve painel da produção literária de Patrícia Melo, mas abordará sobretudo as obras Inferno e Matador, nas quais as conseqüências da exclusão urbana sao os motores da trajetória de crimes de um assassino de aluguel (Matador) e do apogeu, êxtase e declínio de um traficante de drogas apropriadamente chamado de “Reizinho” (Inferno).



Lydia Schmuck (Basel)

Europa als Projektionsraum nationaler Ideen. Heterotopien der portugiesischen Essayliteratur des 20. Jahrhunderts

Aufgrund der Isolationspolitik des Salazar-Regimes nimmt Portugal erst spät an den europäischen Integrationsprozessen nach dem zweiten Weltkrieg teil. Das Ende der Diktatur sowie der Beitritt zur Europäischen Union bringen dann im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts eine besonders starke Präsenz des europäischen Raumes im portugiesischen Gedankengut mit sich. Europa scheint zu einem Paradigma der portugiesischen Selbstbeschreibung zu werden, so dass Europa – vor allem in den Intellektuellenkreisen – als Projektionsraum nationaler Ideen dient (cf. Trunk 2007; Kneuer 2002). Die in dieser Zeit in der portugiesischen Literatur produzierte Europaidee steht dabei meist in einem kontrastiven Verhältnis zur realen Situation; das ‚gedachte Europa’ stimmt nicht mit dem ‚gelebten Europa’ überein (Kaelble 1994; s. auch Schildt 2001). Daher stellt sich die Frage, inwiefern es sich um eine Instrumentalisierung der Europaidee durch die Intellektuellenkreise handelt.
Theoretischer Hintergrund meines Vortrags ist die mit dem spatial turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften einhergehende Neudefinition von ‚Raum’ seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts (Soja 2008; 1996; Said 1995; Levfebvre 1974; s. auch Schroer 2006), die später auch in den Literaturwissenschaften Anwendung findet (cf. Hallet/Neumann 2009). Die bestehenden Konzeptionen, die ‚Raum’ als eine fest definierte Einheit verstehen, werden durch einen dynamischen, variablen Raumbegriff ersetzt, der auch die Betrachtung sich überlappender sowie nicht zeitgleicher Räume ermöglicht. In diesem Zusammenhang entstand die Idee des ‚Dritten Raumes’ (oder auch ‚Dritten Ortes’), der als ein Raum (Ort) verstanden wird, der zwischen dem realen/physischen und dem irrealen/symbolischen Raum anzusiedeln ist (cf. Soja 1996, Said 1995; Foucault 1994). Dieser neue Raumbegriff eröffnet neue Möglichkeiten für die Analyse der nationalen Verortung (cf. Bhabha 22004; Low/Lawrence-Zúñiga 2003; Bormann 2001), die als symbolische Integration einer Nation (hier: Portugal) in einem größeren Kontext (hier: Europa) verstanden werden soll.
Vor dem Hintergrund dieser neuen Raumkonzeption möchte ich in meinem Beitrag anhand einiger Beispiele die in der portugiesischen Essayliteratur des 20. Jahrhunderts manifestierte Europaidee analysieren. Die Verortung Portugals im europäischen Raum wird als ein ‚Dritter Raum’ verstanden, welcher die portugiesische Selbstbeschreibung widerspiegelt. Grundlegendes Raumkonzept ist hierbei Foucaults Begriff der ‚Heterotopie’, welche im Gegensatz zur ,Utopie’ als Ort ohne realen Ort («emplacement[s] sans lieu réel») definiert wird (Foucault 1994: 755). Es handelt sich also nach Foucault um einen Gegenort («contre-emplacement[s]») oder auch eine tatsächlich realisierte Utopie («sorte[s] d’utopie[s] effectivement réalisée[s]») (Foucault 1994: 755). Zunächst wird eine Analyse der Metaphern vorgenommen, die zur Situierung der eigenen Nation in Europa verwendet werden, um so die politischen Machtverhältnisse herauszukristallisieren, welche mit diesen Bildern einhergehen. Schließlich soll das herausgearbeitete ‚gedachte Europa’ mit dem ‚realen Europa’ konfrontiert werden, um so die Frage beantworten zu können, inwiefern von einer Instrumentalisierung der Europaidee gesprochen werden kann.



Carola Schulz (Köln)

Grande Sertão – Veredas aus Sicht der Queer Theory


Der Roman Grande Sertão – Veredas von João Guimarães Rosa hinterlässt einen starken Eindruck von Zweideutigkeit und Täuschungen. Beispielhaft dafür ist die Beziehung zwischen Riobaldo und Diadorim. Eine Theorie, die sich eben dieser Zweideutigkeit auf dem Gebiet der Geschlechterforschung widmet, ist die Queer Theory nach Judith Butler. Es erstaunt, dass es noch keine Interpretation des Romans aus dieser Perspektive gibt.
Die Arbeit nimmt die Queer Theory als Basis, um die Situation der Figuren Riobaldo und Diadorim zu analysieren. Außerdem wird die Rolle des Raumes sertão beleuchtet.
Nach der  Theorie Judith Butlers sind biologisches („sex“) und soziales („gender“) Geschlecht nicht untrennbar miteinander verbunden. Ebenso wenig bestimmen sie zwangsläufig die sexuelle Orientierung. Im Text wird zunächst herausgearbeitet, welche Berührungspunkte der Queer Theory es zu GSV gibt.
Im Anschluss werden die Haupfiguren Riobaldo und Diadorim unter dem Aspekt der queerness  untersucht. Ansatzpunkt hierbei ist die Grundannahme Butlers, dass sich sexuelle Identität nicht in eindeutigen, binären Kategorien festlegen lässt. Bei der Analyse Riobaldos wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, wie er Diadorim wahrnimmt und  sein Verlangen nach ihm ausdrückt. Ein weiterer Punkt ist Riobaldos Weltsicht, die grundlegend durch beständige Unsicherheit geprägt ist. Danach wird die Figur Diadorims dahingehend untersucht, wie sie sexuell eingeordnet werden kann. Wichtig ist dabei die Rolle des „versteckten“ Geschlechts und die bisherige Darstellung Diadorims in der Literatur. Ergänzend wird der sexualisierte Körper in GSV untersucht.
Ein weiterer Aspekt ist der Einfluss des Raumes sertão. Zwar ist er ein Sinnbild von Illusion und Unsicherheit – und somit potentielles Symbol der queerness.  Jedoch ist seine Sozialstruktur starr patriarchalisch geprägt, was kaum Raum für Andersartigkeit zulässt. Dies hat verschiedenartige Wirkungen auf die queerness der Figuren. Abschließend wird festgehalten, in welchem Maße die Inhalte der Queer Theory die Gedankenwelt aus GSV wiedergeben.







9. Deutscher Lusitanistentag | Universität Wien  | Dr.-Karl-Lueger-Ring 1  | 1010 Wien